Praxis Dr. med. Stephan von Arx

Arnika

Stress – Distress

Stress als wahrscheinlich zentrale Krankheits-Ursache

Stress, also Belastung in einem erträglichen Umfang hat zuerst  einen Trainings-Effekt.
Vernünftig betrieben, macht dies nicht krank, sondern stärker.
Der gefährliche „Stress“ aber ist etwas anderes und wird Distress oder toxischer Stress genannt. Dieser kann bei lange dauernder Einwirkung zu Gesundheitsschäden führen. Diese Tatsache ist das Thema dieses Abschnitts. Für Einzelheiten kann die Lektüre verschiedener Bücher empfohlen werden (Literatur siehe Anhang).

Bis er uns umbringt?

Aufbau und Inhalt

Im Vorwort zum BUCH von HR Olpe verweist Prof. Dr. Stephan Böhm auf entstandene wirtschaftliche Kosten durch psychische Erkrankungen und sensibilisiert für die Folgen von chronischen Stress (beginnend beim Fötus bis zur Alzheimer Erkrankung) und betont die (Selbst-) Verantwortung für die ganzheitliche Gesundheitsvorsorge.

Um was und wohin es geht wird im 1. Kapitel verdeutlicht. Toxischer (chronischer) Stress wird definiert und seine Wirkungen auf das Gehirn werden aus biologischer Sicht beschrieben. Olpe/ Seifritz plädieren vor allem für einen sorgsamen Umgang mit unserem Gehirn als „Produzent“ von Stress, das gleichzeitig die Folgen (entzündliche Prozesse) in den Körper weiter leitet. Denn, so die Autoren, toxischer Stress bleibt nie folgenfrei – über die gesamte Lebensspanne hinweg

Näheres siehe  Buchbesprechung  via Internet

Zum Thema Stress/Distress

„I ha Stress“, „bisch o gstresst?“ – Stress ist ein ständig präsentes Thema. Stress ist dabei meist negativ besetzt – wir stöhnen über zu viel davon im Alltag, im Berufsleben, in der Freizeit. Doch genau genommen muss man unterscheiden:  „guter Stress“ (Eustress) gegenüber „negativem Stress“ (Distress, engl. Schreibweise). Was hat es mit diesen Begriffen auf sich?

Wir unterscheiden Eustress und Distress

Eustress beinhaltet die griechischen Vorsilbe „eu“. Sie steht für „gut“. Diese Art von Stress wird in der Regel nicht als Belastung empfunden. Wenn man beispielsweise eine Tätigkeit innerhalb einer bestimmten Zeit erledigen muss, und man diese Tätigkeit aber mit Begeisterung und Freude macht, dann wird dieser Zeitdruck nicht als Stress empfunden. Eustress fordert uns also in vernünftigem Mass heraus und ermöglicht eine angepasste Antwort auf angemessene Herausforderungen. Das vernünftige Eingehen hat einen Trainingseffekt. Der Mensch kann sich ohne Schaden an die Herausforderung anpassen. Negativer Stress wird als Distress (engl. auch Dysstress) bezeichnet. „Dys“ ist eine lateinische Vorsilbe und steht für „schlecht“. Distress ist also der negative Stress mit all seinen negativen geistigen,  seelischen und körperlichen Folgen für den Betroffenen. Distress über längeren Zeitraum  kann zu Krankheitserscheinungen  führen. Distress wird vor allem durch den von aussen kommenden, aber auch selbst auferlegten Leistungs- und Zeitdruck verursacht. Diese Art von Stress wird von den betroffenen Personen immer als Belastung wahrgenommen. Neben der genannten Arbeits-Fehlbelastung und psychischen negativen Einflüssen können auch übermässige physikalische, thermische, chemische, toxische etc. Einflüsse als überlastende Umstände einwirken.  Solcher Distress führt in den  entsprechend anfälligen und belasteten Organen zu Störungen.

Eustress trainiert,

Distress schädigt

Eustress und Distress wurden bisher zu wenig in der wirklichen Bedeutung wahrgenommen, eingeschätzt und berücksichtigt. Da Eustress und Distress unterschiedlich auf das menschliche Wohlbefinden wirken, ist es für jede ärztliche Feststellung wichtig, zu beurteilen, ob normale, zumutbare Belastung (= Eustress) vorliegt, oder ob es sich um Symptome und  Zeichen von Überforderung, Distress also handelt.

Zusammenfassung:

Eustress

Eustress fordert und trainiert, ohne zu überfordern und damit zu schädigen.

Eustress trainiert und steigert die emotionalen, geistigen und körperlichen    Kompetenzen und bewirkt die jeweilige situationsbedingt erforderliche Anpassung. Diese Anpassungsleistung kann sich  auf verschiedensten Ebenen zeigen: von der Hyperkeratose an überbelasteten Hautstellen bis zur Perfektionierung z.B. der Herz-Kreislaufleistung durch chronisches adäquates Lauftraining, Erwerb der Fähigkeit, mit z.B. Mobbing umzugehen etc.

  • Eustress in normaler Intensität und Qualität bewirkt sinnvolle Reaktionen auf der Achse Zentralnervensystem-Hypophyse-hormonale Achse, sowie über das vegetative System welches die inneren Organe steuert. Diese Abläufe geschehen im nützlichen Sinn, zur Verteidigung und Schutz des Individuums.
  • Durch Eustress werden wir fähiger zur notwendigen Auseinandersetzung, zu  „Kampf oder Flucht“, zwecks Erhaltung unserer Integrität.

Distress

  • Distress beim Menschen wirkt als absolute akute oder dann  chronische, immer wieder belastende Überforderung schädlich auf die geistigen, psychischen oder somatischen Bereiche.
  • Eine Anpassung an diese Herausforderung und damit deren Bewältigung ist aus verschiedenen Gründen nicht möglich. Die Resilienz versagt. Die Grundbedürfnisses des Einzelnen sind privat und beruflich, resp. sozial im weitesten Sinn nicht, resp. falsch  berücksichtigt und/oder besetzt.
  • Die Folgen sind  meist vorerst Störungen der Funktion verschiedener Organe, was sich als „Symptom“ äussert. Mit der Zeit und bei weiter dauernder Überforderung kommt es dann oft auch zu dauerhaften strukturellen Schäden. Wie rasch diese Verschlimmerung voranschreitet  hängt auch mit der Art der  Behandlung respektive mit der  oft zu geringen oder gar fehlenden Berücksichtigung des Faktors  „Fehl- oder Ueberforderung“ zusammen. Symptombeseitigung ohne Bearbeitung der Ursache ist falsch.
  • Distress ist damit  sehr oft die Ursache für Krankheit.

Zur Erklärung lässt sich ein Beispiel aus dem technischen Bereich anführen: Technische Systeme werden bei Probeläufen der Prototypen bewusst einer Über-Belastung ausgesetzt, um herauszufinden, wie ein System mit den üblichen – aber auch mit aussergewöhnlichen Herausforderungen – umgeht. In der Regel sind bei technischen Systemen aber Schutzmechanismen vorhanden, die bei Überlastung das System abschalten. Im Fall von Versagen werden dann die Ursachen gesucht und System-Optimierungen vorgenommen. Jede Herausforderung an ein irgendein System kann als Stress-Test bezeichnet werden ( Maschinen, Banken, Pflanzen, Tiere, Menschen etc.).

Anpassung oder Schädigung – jeder Mensch reagiert anders .  Jeder ist  ein Unikat auf dieser Welt, und muss als solches individuell  verstanden und belastet werden. Diese Bemühung um Erkenntnis muss lebenslang angestrebt werden.

Auch die  Art der medizinischen Behandlung muss sich dieser Individualität anpassen !

Siehe dazu: R. Largo   „Das passende Leben“  ! 

Die fundamentalen Bedürfnisse jedes Menschen von Kindheit bis ins Erwachsenenalter  werden dargestellt. Es stellt sich die Frage nach der jeweiligen Erfüllung dieser Bedürfnisse, und auch die Frage nach der Kompetenz des Einzelnen,  im jeweiligen Lebensabschnitt diese Bedürfnisse selber zu stillen.  Aber auch das gesamte soziale Umfeld hat eine  oft entscheidende Auswirkung  darauf, ob legitime  Bedürfnisse erfüllt werden.   Auch wird darauf hingewiesen, dass die  Nicht-Erfüllung natürlich zu einer Frustration führen kann. Aus dieser unbefriedigenden unangepassten Lebenssituation heraus   können  Befindlichkeitsstörungen, also Symptome  entstehen.   Diese zeigen sich  anfänglich als Funktionsstörungen und bei  unpassender medizinischer Behandlung (Symptomunterdrückung) entstehen  dadurch möglicherweise auch organische Krankheiten.

Gcnau diese Art von Ueberlastung (quantitativ), Fehlbelastung (qualitativ) ,  mit Frustration als Folge,  ist eine der Ursachen von   TOXISCHEM STRESS mit entsprechenden gesundheitlichen Schäden.

  • Remo H. LargoBildergebnis für das passende leben largo

    Das passende Leben

    Was unsere Individualität ausmacht und wie wir sie leben können

  • Das Lebenswerk des bekannten Entwicklungsforschers und Bestseller-Autors (›Babyjahre‹) Remo H. Largo: ›Das passende Leben‹ – das befreiende Buch gegen Leistungsdruck, Selbstoptimierung und Wachstumswahn Jeder wünscht sich ein erfülltes Leben, das rundum passt. Doch so simpel es scheint, so schwer ist es, im Einklang mit sich und anderen zu leben. Meist gilt es, fremdbestimmt Erwartungen zu erfüllen. Doch es ist möglich: Wir können unsere Stärken und Begabungen leben. Welche besondere Rolle unsere Individualität dabei spielt, was sie ausmacht und welche Grundbedürfnisse uns formen, hat Remo H. Largo jahrzehntelang erforscht. In seinen einzigartigen Langzeitstudien begleitete er Generationen von Kindern und Erwachsenen. Das »passende Leben« zu verwirklichen, ist unsere grösste Herausforderung, aber auch Chance. Ein optimistisches, lebenspraktisches Buch, das nicht nur jedem einzelnen von uns neue Perspektiven auf seine individuellen Kompetenzen eröffnet, sondern auch unser Zusammenleben positiv verändert.
  • Unerfüllte Bedürfnisse, fehlende Umsetzungsmöglichkeiten von Fähigkeiten, bis hin zum „nicht-passenden Leben“ erzeugen Stress, bis hin zum krankmachenden Distress.

  • Portrait :Remo H. Largo, geboren 1943 in Winterthur, studierte Medizin an der Universität Zürich und Entwicklungspädiatrie an der University of California, Los Angeles. Seit 1978 leitete er die Abteilung »Wachstum und Entwicklung« an der Universitäts-Kinderklinik Zürich. Die Zürcher Longitudinalstudien, die er dort verantwortete, sind international einzigartig und gehören zu den umfassendsten Studien in der Entwicklungsforschung. Er ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher Arbeiten und Bestseller, die sich mit der menschlichen Entwicklung befassen. ABER: Die  Befriedigung und Umsetzung unserer eigenen persönlichen Bedürfnisse (Schlagwort „Selbstverwirklichung“)   muss auch IMMER die „Goldene Regel“ beachten: Wir dürfen beim Befriedigen unserer Bedürfnisse nur soweit gehen, dass  wir  die berechtigten Ansprüche unserer  Mitmenschen resp. der gesamten sozialen Umgebung im weitesten Sinn, nicht verletzen!

ABER: Egoistische Bedürfnisbefriedigung ist kein Freibrief für rücksichtsloses Verhalten!

Nun weiter : Jede Herausforderung eines Organismus resp. eines Teils des psycho-bio-logischen Systems „Mensch“ ist eine Form von „Stress“. Dazu zählt jede Form von Belastung des Menschen sowohl auf den Geist, die Psyche und den Körper. Das komplexe System „Mensch“ ist normalerweise kompetent genug, um sich an Herausforderungen anzupassen und funktionsfähig zu bleiben, ja die Fähigkeiten  zu erweitern. Anpassung ist allerdings nicht unbeschränkt lange möglich, denn das System kann sich erschöpfen. In diesem Fall nimmt das System mit der Zeit Schaden oder geht – im Extremfall – ganz oder partiell gar, zugrunde. Die Grauzone zwischen Anpassung und Versagen ist individuell ganz verschieden. Eine allgemeingültige Grenzgrösse gibt es wegen der Individualität von komplexen biologischen Systemen nicht. Jeder Mensch hat in seinen verschiedenen  Teil-Fähigkeiten unterschiedliche  Grenzwerte  im Uebergangsbereich von erfolgreicher  Anpassung  zur offensichtlicher Ueberforderung.  Deshalb gibt es auch keine allgemein wirksame garantierte Standard-Lösung für alle. Es ist auch zu beachten, dass die  Anpassungsfähigkeit trainiert, gesteigert werden kann.  Dieses Training darf aber nicht  zu Lasten der Gesundheit geschehen!

Die Warnzeichen für die drohende Überschreitung dieser roten Linie sind Krankheits-Symptome. Schlussendlich bestimmt die Fähigkeit der Anpassung an die Herausforderung über den weiteren Verlauf. Wenn diese Grenze akut oder immer wieder überschritten wird, kommt es zu einer Störung – zuerst meist in der Funktion, z.B. in Form von wiederholten akuten Krankheitsschüben. Sehr oft zeigen sich diese Störungen als entzündliche Prozesse, auf verschiedenen Organebenen.Diese Störungen zeigen sich –  mit der Zeit dann langfristig als chronische Krankheit anfänglich mit einer Entzündung im Organischen, später als fixe organische Veränderung. Dies kann gutartig oder langfristig bösartig zum Ausdruck kommen.  Dies kann letztendlich im Extremfall zur Zerstörung des gesamten Systems (Tod) oder von Teilen davon (z.B. Arthrose, bösartige Tumoren etc.) führen. Die  Art der Behandlung entscheidet neben der angeborenen Grundkonstellation über den Langzeit-Verlauf.

In einem derartigen Fall ist die abgelaufene Herausforderung nicht mehr als blosser Stress, sondern als Distress oder toxischer Stress zu klassieren.

Für die Anpassung an  Herausforderungen braucht es aber nicht nur die psychische Bereitschaft und die körperliche Fähigkeit, sondern auch Einsicht und Motivation zur Veränderung.

Zudem ist zu beachten, dass die  Herausforderungen in ihrer Komplexität und  Menge heute oft allgemein viel rascher und ausgeprägter geschehen .  Damit sind  Anpassungsfähigkeit in psychischer und körperlicher Hinsicht, Kompetenz-Zunahme ganz allgemein etc. oft überfordert. Bespiele: Arbeitsplatz-Veränderungen,  Veränderungen/Bruch   zwischenmenschlicher Beziehungen etc. Diese Schere zwischen „Müssen“ und „Können“ öffnet sich allgemein in zunehmendem Mass. Oft ist Krankheit i.w.S. die Folge.

Erscheinungsformen von „Stressoren“ (aus Wikipedia) Schwerwiegende Lebensereignisse, die bei Menschen Stress auslösen können, sind zum Beispiel insbesondere der Tod eines nahen Mitmenschen oder  die Trennung durch eine Ehescheidung  u.s.w.. Weitere Stress-Faktoren sind:

  • chronische Konflikte in der Paarbeziehung
  • Zeitmangel, Termindruck
  • Lärm
  • Geldmangel, Armut, Schulden, Überschuldung
  • fehlende Gestaltungsmöglichkeiten, mangelndes Interesse am Beruf und in der Freizeit
  • große Verantwortung
  • Mobbing am Arbeitsplatz, Mobbing in der Schule
  • Schichtarbeit (bewirkt eine Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus und gesundheitliche Probleme)
  • Ständige Konzentration auf die Arbeit (zum Beispiel bei Fließbandarbeit)
  • Angst, nicht zu genügen (Versagensangst)
  • Perfektionismus (überhöhte Ansprüche an sich selbst und an andere)
  • Soziale Isolation, Verachtung und Vernachlässigung
  • Schlafentzug
  • Reizüberflutung
  • Krankheiten und Schmerzen, eigene und die von Angehörigen
  • Seelische Probleme, unterschwellige Konflikte
  • Schwerwiegende Ereignisse (beispielsweise ein Wohnungseinbruch, eine Operation, eine Prüfung)
  • auch (unausgleichbare) Unterforderung, Langeweile und Lethargie
  • Überforderung durch neue technische Entwicklungen (Technikstress, Technostress)
  • Stress durch die Bedrohung des Selbst (eigenes Scheitern oder die Respektlosigkeit anderer)

Angst als Stress-Faktor

Psychische und/oder körperliche Überbelastung jeder Art erzeugen beim Herausgeforderten auch Angst – Angst nämlich, nicht zu genügen. Der Mensch möchte mit seiner Leistung den gestellten Anforderungen genügen, möchte Erfolg haben, möchte für die erbrachte Leistung, aber auch als Mensch, geschätzt, von seinen Nächsten gar geliebt werden.  Wenn die Anerkennung und Wertschätzung fehlt, kommt es zu Frustration und Angst.

Angst ist Grundgefühl und Begleiter aller Lebewesen seit Urzeiten. Angst entsteht aus den verschiedensten Ursachen.  Angst kommt auf, wenn die leibliche, psychische, mentale oder auch die soziale und wirtschaftliche Existenz tatsächlich oder auch nur vermeintlich in Gefahr ist. Oft ist die Angst realistisch gesehen wirklich  gerechtfertigt und erklärbar.  Sie kann aber auch aus einer Fehleinschätzung einer Situation entstehen, und sich allenfalls bis hin zur Wahnidee entwickeln.

Angst löst ein vernetztes Reaktionsmuster aus, welches der Erhaltung des Individuums resp. seiner Integrität im weitesten Sinn dienen soll. Die Reaktionskette hat den Ursprung im Hirn und wirkt sich zuerst meist psychisch, dann neurologisch, und via Hypophyse und von da aus über die endokrine Achse aus. Das vegetative Nervensystem reagiert ebenfalls auf die negativen Empfindungen im mentalen und psychischen Bereich. Um Kampf-  oder Fluchtbereitschaft zu erstellen werden die dazu notwenigen Organe und Systeme aktiviert, oft unnötig stark. Man denke an hohen Blutdruck, Blutzuckeranstieg, Adrenalinausschüttung, extreme Endorphin-Ausschüttung etc.  Funktionen und Organe werden über das vegetative Nervensystem angetrieben, gebremst oder langfristig auch zu einer fehlerhaften destruktiven, zerstörerischen und deletären Entwicklung gebracht (z.B. Autoimmun-Krankheiten, Struktur-Zerstörung, Ulcera, Tumoren etc.).

Was zu Angst führt, hängt vom Erfahrungswissen des Individuums ab. Frühere Ereignisse, bewusst oder unbewusst wahrgenommen, werden – gemäss Forschungsergebnissen der Neurobiologie – gespeichert und wirken mit, sowohl bei der Bewertung eines eintreffenden Reizes auf Relevanz, wie auch in der Gestaltung resp. Auswahl und Aktivierung der allenfalls bereits vorhandenen und als tauglich erfahrenen Reaktions-Muster.

Für verschiedene Szenarien sind bereits „fertige“ Muster abgespeichert und werden bei einem adäquaten Reiz reflektorisch aktiviert. Dies kann, muss aber nicht immer zweckmässig sein. Es gibt auch Unter- und Überbewertungen mit entsprechend unzweckmässigen Reaktionen. Diese können quantitativ zu gering oder übermässig stark ausfallen. Neben sinnvollen Reaktionen kommen auch qualitativ unpassende Reaktionen kommen vor. Beispiele:  Blutdrucksteigerung, funktionelle Magenbeschwerden inkl. Hyperazidität (Stressfolge!), Durchfall (teils sinnvoll zwecks Entfernung von Toxinen), Immunschwäche mit Infektionsfolge, Depression etc.).

Angst kann also ein Distress- Faktor sein.

Chronische Krankheiten

Bei chronischen Krankheiten führt wiederholter Distress zu überschiessender oder aber nur minimal sinnvoll angepasster Veränderung resp. Reaktion: Zuerst kommt es zu „chronischen“, zwecklos wiederholten abnormen Funktionsabläufen, als Warn-Symptom also. Mit der Zeit folgen dann strukturelle Veränderungen, Organveränderungen, die nicht umkehrbar sind (Beispiel: langjähriger Bluthochdruck führt u.U. zu Herzinfarkt, Hirnschlag  etc).

Im Sinn einer Abwehrstrategie kommt es beispielsweise im somatischen Bereich zur Entwicklung von gutartigen Wucherungen, Hautverdickungen, Chondropathie, Osteophyten, Steinbildung in Harnwegen und Gallenwegen, Zystenbildungen, Organhypertrophien, Überfunktionen oder auch Unterfunktionen als Zeichen des Versagens etc.

Häufig entsteht z.B. eine Hypertonie (wiederum zur Erhöhung der vermeintlich notwendigen Kampffähigkeit) mit nachfolgenden Organveränderungen. Auch dieses Beispiel zeigt als Reaktion  auf Ueberlastung eine  gesteigerte Kampfbereitschaft, die eigentlich heutzutage meist gar nicht (mehr) nötig ist.

Unter den qualitativ gestörten Reaktionsmustern sind z.B. Auto-immun-Krankheiten zu erwähnen: in Form von reaktionsgesteuerten. aber unzweckmässigen bis schädlichen Reaktionen in verschiedenen Bereichen, von Psyche und Körper.

Solche Reaktionsketten (als Antwort auf Distress) lösen in vielen biologischen Systemen d.h. in Organen oder  durch Veränderung von Funktionsabläufen verschiedene Arten von Symptomen aus. Das Erscheinungsbild wirkt dann als etwas „Neues“, wird als „neue“ Erkrankung interpretiert, und ist doch nur die Folge von Symptom-Verschiebung.

Wenn der belastende Einfluss wiederholt auftritt, kommt es also zuerst zu einfachen und reversiblen Störungen der Funktion, später aber zu wiederholten bis fixen funktionellen Störungen.  Später kommt es  dann zu strukturellen, bleibenden Veränderungen des Organs.

Zusätzlich bewirken Medikamente gegen die ganze Symptom-Palette, die ja – ohne Beseitigung der wirklichen Ursache – oft eh nur Symptom-unterdrückend wirken, eventuell zusätzliche Schäden. Diese werden in der Medizin meist als „Nebenwirkungen“ bezeichnet, die man angeblich in Kauf nehmen muss. Dies sind aber  oft nicht einfach „Nebenwirkungen“, sondern eine Verschiebung der aktuell spezifisch organ-gebundenen Stressreaktionen hin in ein anderes Organ. Denn irgendwo muss der Distress-Druck abgebaut werden. Das leidende Lebewesen kommt nicht um diese Entlastung herum. Im dann neu oder zusätzlich übelasteten Organ wird dies vom Arzt nicht als  Verschiebe-Folge  begriffen,  sondern   als „neue Krankheit“, die  auch wieder abgeklärt und  bearbeitet wird. Folge chronisches Krank-sein mit entsprechender Kostenfolge…!

DARUM : Prophylaxe und Abbau von Stressfaktoren sind sehr wichtig.

Die aktuelle Medizin berücksichtigt noch immer  zu wenig  den Distress als den wirklichen Ursprung der gesundheitlichen Probleme der Menschen. Sie behandelt die Folgeerscheinungen, ohne sich mit den wirklichen pathogenen Ursachen zu beschäftigen. Stress in der schädlichen Form kann in verschiedener  Weise einwirken, nicht nur auf psychische Gebet, sondern die Ueberlastung kann auf mechanische, chemische, thermische etc. Art einwirken.  Jede Belastung die nicht bewältigt  werden kann, stellt eine Form von Distress dar. Es muss also immer auch eine Analyse des allfälligen Distress erfolgen und nicht nur Labor und Röntgen….

Es gilt:

  • Abbau von Stressoren, soweit möglich und nach Analyse der eigenen Situation bezüglich Überlastung im geistigen, psychischen und körperlichen Bereich
  • Gleichzeitig Distress- Behandlung, Stress-Pufferung unter fachkundiger Begleitung. Beispiele: autogenes Training, Yoga, Meditation, Achtsamkeitsübungen etc.

Unter diesem Aspekt würde eine wirklich kausale Prophylaxe und Behandlung am Beispiel eines Hypertonikers so aussehen: Prävention resp. Behandlung des Hypertonikers darf sich nicht lediglich auf Cholesterinsenkung und Blutdrucksenker, Gewichtsreduktion u.a. beschränken, sondern muss auch das individuelle Distress-Muster des Hypertonikers feststellen und bearbeiten (in Beruf, Familie, Gesellschaft,  auf der Jagd nach höherem Status, mehr  Vergnügen, Einkommen etc.)

Zusammenfassung

Stress = Eustress ist die normale, erträgliche, alltägliche Herausforderung, mit Trainingseffekt, mit erfolgreicher Anpassung, insgesamt günstig für den Menschen

Distress = ausgeprägte, dauernde, unerträgliche Überforderung,

Langzeit-Schaden zuerst funktionell,  später strukturell, ungünstig für die Gesundheit des Menschen.

Die Olympia-Devise „Höher-Schneller-Weiter“ ist zu relativieren! Die individuellen Grenzen der Belastbarkeit sind zu respektieren! Krankheitssymptome können eine Warnung vor schädlicher Überlastung sein.

Schlussfolgerung

      • Alle Belastungen in vernünftigem Mass auf sich nehmen.
      • Erholungszeiten einplanen
      • Grenzen der Belastbarkeit anhand von Krankheits-Symptomen rechtzeitig erkennen und sinngemäß darauf reagieren. Dies geschieht durch Reduktion auf angemesseneres, zumutbares Belasten, insgesamt aber oft auch durch Umbau der Art von  Auslastung. Also frage dich auch:Stimmt die Art meiner Tätigkeit? Ist eine Neu-Orientierung nötig? Belaste ich mich nicht mehr als für mich zuträglich?  Beachtung des Peter’s Prinzip im eigenen beruflichen  Karriere-Plan ist oft mal nötig.
      • Schaffe dir Klarheit über deine Bedürfnisse im Leben, über deine Kompetenzen, diese  Bedürfnisse selber und besser zu befriedigen. Schaffe dir Klarheit auch über die  Rahmenbedingungen in deinem Umfeld. Wer kann dir helfen, wer schadet dir vielleicht? Aber ACHTUNG: alles was du verändern willst, muss mit Rücksicht auf deine Mitmenschen und unter Schonung deiner eigenen Kräfte geschehen! Das genannte Buch ist eine gute Information und  Anleitung zur Klärung der eigenen individuellen Situation.

      • Literatur dazu u.a.:

  •               „STRESS: Bis er uns  umbringt? Wie Stress Körper und Gehirn attackiert“

                    von PD emer.  Dr.med. Olpe, Hans-Rudolf  und Prof. Seifritz Erich

    •         „Das passende Leben“, von Prof. R. Largo                        

  • Prophylaxe und Behandlung

  • Jon Kabot Zinn „Im Alltag Ruhe finden“ Zur Bewältigung von Stress, resp. Distress und deren Folgen im gesundheitlichen  Da-Sein.
  • Achtsamkeits-Training, z.B. MBSR  Training
  • etc.  etc.

Anfragen zu zusätzlicher und  weiterführender Literatur erfragen beim Verfasser: stephan.vonarx@bluewin.ch

Begriffserklärungen:

  • Das Peter-Prinzip [Wikipedia] Peters These ist, dass jedes Mitglied einer ausreichend komplexen Hierarchie so lange befördert wird, bis es das Maß seiner absoluten Unfähigkeit erreicht hat, was in der Regel das persönliche Maximum der Karriere­leiter markiert und weitere Beförderungen ausbleiben lässt. Peter: „Nach einer gewissen Zeit wird jede Position von einem Mitarbeiter besetzt, der unfähig ist, seine Aufgabe zu erfüllen. DENKBARE KONSEQUENZ in gewissen Fällen: wäre eine  Rückstufung auf eine Funktion mit weniger Belastung   und weniger Verantwortung, (aber leider auch weniger  Lohn, eben  wie VOR der Beförderung) nicht besser für die Gesundheit iwS?

ALSO: GENAU HINSEHEN und NACHDEKEN VOR  EINER BEFÖRDERUNG….

  • Was ist eigentlich…: Resilienz? | 9. November 2011 Ausdauer, Ausfallsicherheit, Belastbarkeit, Elastizität, Federkraft, Spannkraft, Widerstandskraft aber auch Nachgiebigkeit sind Eigenschaften, die zur Resilienz gehören. Und Eigenschaften, welche die Kommunikation fördern. Resilienz ist in den Naturwissenschaften und in der Soziologie gebräuchlich. Es bezeichnet zum Beispiel die Fähigkeit zur Selbstheilung von Ökosystemen oder das Anpassungs- und Lernvermögen von Menschen. Weil zum Anpassen und Lernen Information gehört, ist die Kommunikation gefordert. Denn jede Organisation ist laufend mit Neuem und Unerwartetem konfrontiert. Wenn die Kommunikation funktioniert, sind Individuen und Gruppen resilienter: Gemäss einer Untersuchung von Longstaff und Yang können sie besser mit Gefahren und Bedrohungen umgehen. Weiter bezeichnen Longstaff und Yang Vertrauen als die wichtigste Variable im Kommunikationsmanagement in Zeiten von «Überraschungen». Sie weisen eine positive direkte Korrelation zwischen Vertrauen und der Effektivität von Krisenkommunikation und Führung nach.
  • Paretoprinzip aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Das Paretoprinzip, benannt nach Vilfredo Pareto (1848–1923), auch Pareto-Effekt, 80-zu-20-Regel, besagt, dass 80 % der Ergebnisse mit 20 % des Gesamtaufwandes erreicht werden. Das Erreichen der noch verbleibenden 20 % ,um auf 100% Ergebnis zu kommen, erfordert zusätzlichen Aufwand von 80 % ( ! ) und damit unverhältnismässig viel Arbeit. In der Diskussion über  Stress/Distress bedeutet dies, dass beim Anstreben eines perfekten Resultats von Arbeitsbemühungen die letzten paar Prozente  an Ergebnis (z.B. 100 statt 97 %) einen unverhältnismässig hohen  Einsatz an  Energie erfordert. Extreme (evtl. unnötige) Genauigkeit und Perfektion hat ihren Preis! Abwägen von Aufwand und Nutzen ist auch hier  manchmal nötig, um z.B. Gesundheitsschäden zu vermeiden. Wichtig ist, dass eine Aufgabe korrekt erledigt ist, aber ohne unnötige  Ueber-Genauigkeit  zu Lasten der Gesundheit.
  • Näheres siehe z.B.  bei Wikipedia

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